Das Spinnen der Baumwolle dient der Herstellung von Garnen. Je feiner das Garn, desto aufwendiger ist die Verarbeitung und desto hochwertiger ist das Garn. Die üblichsten Spinnverfahren sind das sogenannte Ringspinnen und das Rotor- oder Open-End-Spinnen.
Das Ringspinnverfahren ist am weitesten verbreitetet. Dabei wird die Baumwolle zunächst zu einem Vorgarn gesponnen. Diese sogenannte Lunte wird um das 40fache bis 50fache gestreckt und gleichzeitig verdreht. Ein kleiner Metallring, der Ringläufer, kreist um eine Spindel und wickelt das Garn auf eine Hülse, den Kops, auf. Die umwickelten Kopse werden dann abschließend auf größere Spulen, die Kreuzspulen, umwickelt.
Die kurzen Fasern der Baumwolle können beim Ringspinnverfahren nicht versponnen werden. Nur die längsten Fasern der Baumwolle, die Lints, eignen sich für diesen hochwertigen Prozess des Spinnens. Die Qualität des dabei entstandenen Garns, des Ringgarns, wird dadurch deshalb erheblich gesteigert und das Garn gleichmäßiger, reißfester und feiner als bei anderen Spinnverfahren.
Das Rotorspinnen oder Open-End-Spinnen ist unkomplizierter als das verbreitetere Ringspinnen. Die Ausbeute gegenüber dem Ringspinnen ist 7 bis 10 Mal höher, die Qualität des Garns jedoch geringer. Das beim Rotorspinnen entstandene Garn ist gröber und nicht so reißfest wie Ringgarn. Die Baumwolle, die hierfür verwendet wird, wird teilweise ohne vorher gekämmt zu werden direkt nach dem Kardieren versponnen. Der Arbeitsschritt des Vorspinnens entfällt. Die Wolle kann der Maschine direkt zugeführt werden. Dafür wird sie allerdings zunächst in ihre einzelnen Fasern aufgelöst und von einem Luftstrom in eine sehr schnell rotierende Trommel hineingezogen. Die Fasern werden gleichmäßig an die Wände der Trommel gedrückt und gleiten dann an den Rändern der Trommel entlang in eingelassene Rillen, wo sie gesammelt und später in eine Drehachse gezogen werden. Kurze und lange Fasern der Baumwolle werden gemeinsam verdreht. Die Fasern, die über die Rillen in die Drehachse hineingezogen wurden, formieren sich dort dann zu einem Garn. Das dort entstandene Garn wird abschließend direkt auf die Kreuzspulen gewickelt ohne sie vorher über die kleineren Spulen, die Kops, zu umspulen. Dadurch wird der Prozess des Rotor- oder Open-End-Spinnens einfacher und kostengünstiger.